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G. Gaebel, F. Müller-Spahn (Hrsg.):
DIAGNOSTIK UND THERAPIE PSYCHISCHER STÖRUNGEN
Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2002, 1.364 S, 117 Abb. 534 Tab., € 129,-.
ISBN 3-17-015158-4

Neuestes Lehrbuch der Psychiatrie auf dem inzwischen reich bestückten Markt. Das war nicht immer so, möchte man meinen, zumal sich die Psychiatrie eher bedeckt hielt - scheinbar. Doch in Wirklichkeit kann sie auf eine stattliche Zahl von Lehr-, Hand- und Wörterbüchern zurückblicken. Und auch in der Gegenwart vergeht fast kein Jahr, in dem nicht Neuerscheinungen zu begrüßen sind. Begrüßen - wo doch das Angebot inzwischen reichlich und der Markt damit gut versorgt ist? Ja, denn jedes Lehrbuch hat seinen Schwerpunkt, und dort ist es dann auch sinnvoll, was Diagnose und Therapie anbelangt. Ob man sich dann dieses breite Lehrbuch-Spektrum auch leisten kann, ist eine andere Frage, aber theoretisch ist dieser ungebrochene Wissens-Strom zu begrüßen. Das Lehrbuch Diagnostik und Therapie psychischer Störungen wendet sich vorzugsweise an Weiterbildungskandidaten und Fachärzte der Psychiatrie und Psychotherapie, aber auch an Interessenten benachbarter Disziplinen. Seinen Schwerpunkt sieht es wie folgt:

-Überblick über das gesamte Gebiet der Psychiatrie und Psychotherapie unter Berücksichtigung der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

-praxisorientierte Handlungsanweisungen auf der Grundlage evidenz-basierte Studien

-differenzierte Darstellung länderspezifischer Fachinformation für den gesamten deutschsprachigen Raum (D, A, CH)

-Praxisnähe, vor allem durch ein spezielles Leitlinien-Kompendium

-Zusatzinformationen in Form von nationalen Weiterbildungsrichtlinien, Verzeichnis wichtiger Psychopharmaka, Liste nützlicher Adressen und Kurzfassung der ICD-10

Das Buch gliedert sich in vier Teile:

A. Grundprinzipien des diagnostisch-therapeutischen Prozesses in der Psychiatrie und Psychotherapie (Grundlagen, Konzepte und Methoden historisch, wissenschaftstheoretisch, medizinethisch und gesundheitspolitisch gesehen).

B. Diagnostik (leider der alte Mediziner-Irrtum, auch im Titel, es muss heißen Diagnose, Diagnostik ist die allgemeine Lehre von der Diagnose) und Therapie psychischer Störungen nach ICD-10, also der offiziellen Kapitelgliederung der WHO-Klassifikation. Beispiele: Definition, Entwicklung, Epidemiologie, Ätiopathogenese, Diagnose, Verlauf und Prognose sowie Therapie.

C. Diagnostisch-therapeutisches Manual einschließlich Qualitätsmanagement und dem bereits erwähnten Leitlinien-Kompendium (überaus nützlich !). Hilfreich auch sogenannte Entscheidungs-Algorithmen.

D. Ausführlicher Anhang mit fachspezifischen Informationen wie Weiterbildungsrichtlinien, fachrelevante Adressen u.a.

Das Lehrbuch hat Stärken, z. B. klassifikatorische Aspekte (siehe ICD-10-Rahmen) und Schwächen (weniger ausführliche Symptom-Schilderungen). Vom Layout ist es eine gelungene Mischung, nicht so aufgeregt bunt wie so manche „modernen„ Konkurrenten, aber doch mit hilfreicher graphischer Hervorhebung zentraler Textstellen, Merksätze und Tabellen mittels durchgehender zwei-farbiger Seitengestaltung (115 Abbildungen und über 530 Tabellen !). Dazu ein fleißiges Sachregister (fleißig deshalb, weil sich hier manche Herausgeber und redaktionelle Mitarbeiter weniger in die Pflicht genommen fühlen, aber das Sachregister ist das Schaufenster eines Buches).

Der Preis ist nicht gering, aber letztlich angemessen. So gesehen ist es eine interessante Ergänzung und für die Zielgruppe hilfreiche Unterstützung in ihrer täglichen Arbeit in Klinik und später Praxis (VF).

Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Beachten Sie deshalb bitte auch unseren Haftungsausschluss (s. Impressum).