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Cybersex – vorübergehende Sex-Mode oder Paraphilie?

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Computervermittelte Sexualkontakte per E-Mail, Chat oder Webcam

Cybersex – was ist das? Sex ist klar, aber „Cyber„? Sind das nicht schwarz-glänzende Datenanzüge, verkabelt mit Sensoren, ausgerüstet mit Kopfhörer und Mikrophon und angeschlossen an einen Computermonitor, eine Art erotische Tele-Vereinigung, wenn nicht gar exotisches Science-Fiction-Szenario?

Die Realität ist nüchterner, auch wenn text- oder gar video-basierter Cybersex eine neue Dimension eröffnen. Diese besteht nicht so sehr in der Technik, mehr in der psychologischen Komponente: sexueller Kontakt mit in der Regel unbekannten Zufallsbekanntschaften, von denen man meist nicht mehr erfährt als Sexualität in Schrift, ggf. Ton und Bild. Das stellt natürlich die bisher üblichen erotischen oder sexuellen Aspekte auf den Kopf: Beginn eines Erstkontaktes mit größtmöglicher Intimität – jedoch ohne weitere Informationen, von der emotionalen Beteiligung ganz zu schweigen.

Ob Dafür oder Dagegen, ob sofortige (entrüstete?) Ablehnung oder interessiertes Abwarten, das Wichtigste ist erst einmal das notwendige Basiswissen zu einem Thema, dem vielleicht tatsächlich „die Zukunft gehört„, allerdings in weit beschränkterem Ausmaß, als bisher angenommen bis befürchtet.

Nachfolgend deshalb eine kurz gefasste Übersicht.

Cybersex, ein erotisch-exotischer Begriff, mit denen die meisten noch wenig anzufangen wissen. Das behaupten sogar viele Internetnutzer, denen sonst E-Mail, Chat oder Webcam zum Alltag gehören. Fragt man sie direkt, beispielsweise in Telefoninterviews, dann geben nur wenige Prozent an, sexbezogene Online-Angebote zu nutzen. 8 von 10 behaupten, niemals auf derlei zurückzugreifen.

Die automatische Protokoll-Software hingegen spricht hier eine andere Sprache: Da ist es schon jeder Dritte, und zwar 82% der Männer und 18% der Frauen, die solche Sexseiten mehr oder weniger regelmäßig besuchen sollen.

Sex im Netz

Großangelegte Online-Befragungen in den USA 1999 und 2003 ergaben eine „mindestens einmal sexualbezogene Netzaktivität„ bei 86% der Männer und 14% der Frauen„. 50% der weiblichen und 25% der männlichen Befragten bevorzugten den text-basierten zwischenmenschlichen Cybersex. Genau umgekehrt waren die Verhältnisse beim Herunterladen von erotischem und pornographischen Bildmaterial.

Die Beteiligung von Frauen am Cybersex ist ein Phänomen, das die Sexualforscher mehr und mehr interessiert, deutet sie doch eine neue Entwicklung an was die Einschätzung der Sexualität im Allgemeinen und sexueller Beziehungen im Speziellen anbelangt (PSYCHOLOGIE HEUTE 6/2004).

Man ist also dabei (Tendenz steigend), outet sich aber erst einmal vorsichtig. Schließlich verstehen die meisten arglosen Verwandten, Freunde und Bekannten unter Cybersex bisher vor allem schwarz glänzende Datenanzüge, verkabelt mit Sensoren, Stimulatoren, mit Kopfhörer, Mikrophon, Computermonitor, was tatsächlich eine zeitlang bestimmte Firmen der Cybersex-Technologie für den Hausgebrauch anzubieten versuchten („erotische Televereinigung von räumlich getrennten Personen via Internet„).

Doch dieses „Schock-Szenarium„ hat sich offenbar festgetreten, bevor es so richtig greifen konnte. Vor allem: Es ist bis heute kaum alltagstauglich, wie die Psychologin und Sozialwissenschaftlerin Dr. Nicola Döring von der Technischen Universität (TU) Ilmenau in ihrem Beitrag „Per Tastatur zum Orgasmus„ in PSYCHOLOGIE HEUTE (6/2004) trocken feststellt. „Es mangelt an der Produktqualität und auch an der Nachfrage„.

Doch das kann sich ändern. Denn Cybersex muss kein „exotisches Science-Fiction-Szenario„ bleiben, es kann auch (oder ist bereits) zu einem ganz alltäglichen computervermittelten zwischenmenschlichen Interaktions-Modell per E-Mail, Chat oder Webcam werden. Einzige Bedingung: Die Beteiligten müssen nicht nur technisch auf dem entsprechenden Stand, sondern auch sexuell offen motiviert sein, oder kurz: sexuelle Erregung und Befriedigung suchen. Um was handelt es sich?

Text- und videobasierter Cybersex

Verfügbar ist der computervermittelte zwischenmenschliche Cybersex durch Text, Bild, Ton und Video. Vorläufer ist der konventionelle erotische oder sexuelle Briefwechsel, auf den man warten musste. Oder – viel kürzer, aber immer noch zeit-versetzt – der E-Mail-Sex. Oder der Telefon-Sex, jetzt zeitgleich. Und mit den gleichen Möglichkeiten, nämlich zeitgleich durch Wort und Bild: der Chat- und Video-Sex. Beispiele:

-Eine sexuelle Video-Konferenz wird zum video-basierten Cybersex, wenn es vor der Webkamera zu Entkleidungen, Demonstration der nackten Körper (und vor allem Geschlechtsorgane) kommt bis hin zur gegenseitig demonstrierten Masturbation.

-Vielleicht nicht ganz so spannend, aber auf jeden Fall bisher sehr viel häufiger ist der text-basierte Cybersex, wenn die Beteiligten einander ihre seelischen, geistigen und vor allem körperlichen Merkmale beschreiben und insbesondere ihre sexuellen Wünsche und damit letztlich gemeinsame Aktionen und Reaktionen in Worte fassen, d. h. eintippen, lesen und psychophysisch reagieren (also in der Regel sich sexuell stimulieren bis hin zur Onanie).

Das Besondere daran ist eine an sich unvereinbare Konstellation, nämlich allein und trotzdem zusammen zu sein. Der Konsum von erotischen Videofilmen oder pornographischem Bildmaterial braucht keinen Partner (und damit auch keinerlei Anstrengung, reiner Genuss-Konsum). Anders beim Cybersex. Da sitzt einer zumindest virtuell gegenüber, auf den man sich einrichten muss, was sexuelles Vokabular, sexuelle Inszenierungsangebote und -vorschläge, was Zeitablauf, besonders aber Fantasie, ja Ästhetik anbelangt. Hier ist es mit trögem Konsum nicht getan, hier muss auch etwas geboten werden – sonst fühlt sich der andere ausgenutzt, „unter Wert gehandelt„, vielleicht sogar gedemütigt, missbraucht, zumindest aber ausgenutzt. Hier ist also – so N. Döring – eine durchaus lebhafte und vor allem realistische Interaktion geboten mit Zustimmung, Übereinstimmung, aber auch Unzufriedenheit, Zurückweisung, Missverständnissen, ja Grenzverletzungen u. a.

Das kann sogar geistig recht stimulierend sein. Denn während beim so genannten Offline-Sex (also real von Mensch zu Mensch) die körperliche Anwesenheit zwar Voraussetzung, die geistige hingegen nicht unbedingt zwingend ist, ist das beim Online-Sex genau umgekehrt: Hier ist die körperliche Anwesenheit kein Thema, die mentale Beteiligung aber umso wichtiger. Ansonsten stockt der Kommunikationsfluss und der Sexualpartner springt ab (per Mausklick das Chat-Fenster schließen).

Denn, auch hier etwas Neues, was der Alltag nicht vorzuhalten pflegt: Das virtuelle Cybersex-Angebot ist groß, jede Minute sind zahlreiche andere Sex-Willige im Netz erreichbar. „Auch und gerade beim Cybersex sind also soziale und sexuelle Kompetenz notwendig, will man als Partner aktiv sein„ (N. Döring).

„Die Körperlichkeit wird nicht verleugnet, sondern sogar verstärkt„

Nun könnte man meinen, das haltlose Surfen im Cybersex-Angebot geht emotional meist nicht tief genug, um entsprechende Bedingungen und Ansprüche zu erfüllen – und dementsprechend auch seelische Verwundungen zu setzen. Das mag – wie im realen Alltag auch – mitunter stimmen. Für viele aber scheint es genauso frustrierend, ja schockierend und schmerzlich zu sein wie „draußen„, wenn sie im Cybersex nicht ankommen, sich plötzlich ausgegrenzt und damit offensichtlich als unattraktiv eingeschätzt empfinden. (Weshalb zur Erhaltung des Selbstwertgefühls empfohlen wird, das kränkende Wegklicken des Gegenüber als Systemabsturz zu kaschieren.) Cybersex hat also offensichtlich seine eigene Etikette und nichts mit Cyberporno zu tun.

Ist aber Cybersex nicht etwas Körperloses, Anonymes und hat damit seine eigenen Gefahren (siehe später)? Offenbar nicht. Niemand – so Döring – wird dadurch abrupt entsinnlicht oder entkörperlicht. Das beginnt mit den theoretischen Inhalten, die ja nicht abstrakt, sondern sehr leibnah und lustvoll empfunden werden bis hin zur seelischen Sphäre im Sinne von Nähe, Intimität oder gar Verschmelzung (was nebenbei auch im realen Alltag nicht unbedingt und in jedem Fall zur Norm gehört). Denn sowohl beim text- als auch natürlich vor allem beim video-basierten Cybersex beginnt es oft mit einer Selbstbeschreibung bzw. Selbstdarstellung körperlicher Details, was zu einem „realweltlichen, körperlichen und sogar geographisch verankerten Profil„ beiträgt. Somit wird nach N. Döring die Körperlichkeit nicht verleugnet, sondern sogar zentral verstärkt.

Natürlich kann dabei kräftig „geflunkert„ werden. Doch das ist nicht die Regel. Wer sich hier übernimmt, wird rasch nicht ernst genommen, wer nur beschönigt, taktiert sich rasch ins Aus. Cybersex scheint ein Gespür fürs Reale zu fördern, selbst unter erschwerten Bedingungen. Außerdem: Wer sich unzutreffend oder gar bewusst täuschend präsentiert, bekommt – gleichsam psychologische Rache auf Zeit – irgendwann Probleme mit sich selber. Man muss nämlich auch die Rückwirkung der virtuellen Körperdarstellung auf das eigene Körpergefühl und damit Intimitäts-Erleben berücksichtigen. Kurz: Einige Einwände sind gar nicht so stichhaltig, wie es voreilige Kritiker gerne hätten.

Anonymität, aber auch Kontaktexpansion

Wie steht es aber nun mit der Anonymität, besonders bei video-basiertem Cybersex? Bei der Bildübertragung kann man sich zu erkennen geben – oder auch nicht, je nach Bildausschnitt mit oder ohne Gesicht, mit oder ohne Maske usw. Beim text-basierten Cybersex wählt man ohnehin einen frei gewählten Chatnamen (nick names). Weitere Identifikations-Hinweise sind in der Regel weder erwünscht noch notwendig. Wenn ja, kann man es detaillierter fassen, wenn nein, bleibt es bei der Anonymität.

Letzteres ist vor allem dann wichtig, wenn es sich um schambesetzte oder gar stigmatisierende (weil derzeit noch gesellschaftlich geächtete) sexuelle Wünsche handelt. Dies betrifft insbesondere homosexuelle/lesbische, bisexuelle, transsexuelle, fetischistische, sadomasochistische, sodomistische u. a. Wünsche und Begehren.

Es kommt aber auch zu weiterführenden Kontakten (Kontaktexpansion). Wer übrigens so etwas anstrebt, sollte ohnehin in seiner Selbstdarstellung realistisch bleiben – sonst droht am Schluss ein böses Erwachen. Wie viele Kontakte anonym und wie viele vom Wunsch getragen sind, spätere Treffen nicht auszuschließen, erscheint noch nicht genau erforscht zu sein. Beides aber nimmt offenbar zu.

„Hirn-los„ – „naturalistisch„ – „fantasievoll„?

Wie läuft nun Cybersex emotional (also auf der Gefühlsebene) konkret ab?

Kritiker halten es für eine „hirn-lose„, zumindest aber fantasielose, trockene Angelegenheit, die sich nur „zwischenmenschlich Unfähige„ antun. Befürworter sehen das anders. Sie argumentieren, dass gerade das virtuelle Liebesspiel durch seine alltagsfernen Bedingungen besonders fantasievoll ablaufen kann, ja muss. Das allerdings hängt von den jeweiligen geistigen Gaben ab.

Die meisten User bleiben deshalb offenbar sehr nüchtern, freundlich ausgedrückt: „naturalistisch„, was aber durchaus ausreichen kann. Mehr und mehr greift man auch auf gängige Sexualskripts zurück, also käufliche Druckvorlagen, die man sich offensichtlich preiswert beschaffen kann. Das ist dann wenigstens ein gutes Fundament, wenngleich auch durch seine Reproduzierbarkeit ein wenig entzaubernd.

Je mehr Erfahrung allerdings einer beim Cybersex gewonnen hat, desto plastischer kann der Austausch seiner sexuellen Vorlieben und Schilderungen werden. Und dass der Fantasie noch oben keine Grenzen gesetzt sind, muss nicht extra betont werden, folgert N. Döring.

Cybersex mit Suchtgefahr?

Wie so oft im menschlichen Leben stellt sich am Schluss die Frage: besteht Suchtgefahr? So auch beim Cybersex. Dass schon die reine Internet-Aktivität abhängig machen kann, ist inzwischen kein kontroverses Thema mehr. Dasselbe gilt für Cyber-Pornographie und cyber-sexuelle Chats und Videokontakte. Zum einen sind es die nicht mehr überblickbaren nicht-kommerziellen Kontakt-Foren und natürlich die immer häufiger werdenden kommerziellen Angebote bis hin zu „virtuellen Rotlicht-Bezirken„. Dann – und das ist nicht zu unterschätzen, vor allem in einer ohnehin immer bequemer werdenden Gesellschaft – die Möglichkeit, alles mit einem Mausklick zu erreichen, nicht einmal den Sessel, geschweige denn das Haus verlassen zu müssen. Und dann die reale Suchtkomponente, jede freie Minute zu investieren, auch in immer neue Cyber-Sexaffären.

Die Konsequenzen sind bekannt und wissenschaftlich weitgehend akzeptiert: Vereinsamung, Rückzug, Isolationsgefahr. Das trifft für allein lebende Menschen doppelt zu, belastet aber auch immer mehr Beziehungen, betont N. Döring. In der Eheberatung und Paartherapie gibt es sogar neue Begriffe, z. B. die „Cyber-Untreue„. Zum Problem wird es aber wohl erst, wenn es sich in der Tat um eine exzessive, selbst- und fremdschädigende sexualbezogene Netz-Nutzung handelt. Ein weites Feld für Psychologen und Psychiater.

Einige Experten definieren Cybersex-Sucht bereits ähnlich wie die übliche Substanz-Abhängigkeit (z. B. gemäß DSM-IV-TR der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung – APA). Und dann kommt man auch gleich zu realen Zahlen, auch wenn man eher vorsichtig sein sollte. Schätzdaten jedenfalls liegen bei 8% Cybersex-Süchtigen bezogen auf alle Cybersex-Erfahrenen. Wie hoch auch immer, diese Menschen muss man im Auge behalten, hier läuft tatsächlich etwas aus dem Ruder.

Klassifikation: Paraphilie?

Und wie lauten die Klassifikations-Empfehlungen (denn auch in der Psychiatrie und Medizinischen Psychologie muss alles seine Ordnung haben, muss definiert und klassifiziert sein)?

Ein Vorschlag lautet, übermäßigen Cybersex als Paraphilie (siehe Kasten) zu diagnostizieren und hier der Gruppe der hypersexuellen Störungen zuzuordnen.

Definition sexueller Begriffe heute

Im Bereich der „sexuellen Variationen„ gibt es bisher keine allseits anerkannten Definitionen, Klassifikationen und sogar Fachbegriffe. Nachfolgend einige sexualwissenschaftliche Vorschläge:

- Am bekanntesten ist die sexuelle Perversion. Sie hat aber den Nachteil, dass sie inzwischen immer häufiger für „Abscheulichkeiten generell„ ge- bzw. missbraucht wird bis hin zu Krieg und Folter. Das fördert natürlich auch einen abschätzigen, empörten oder kriminalisierenden Unterton, der jegliche objektive Beurteilung untergräbt.

- Paraphilie bedeutet sexuelle Deviation (Abweichung) oder Perversion (s. o.), klingt objektiver und wird als Fachbegriff deshalb von der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA) bevorzugt. Man versteht darunter ein Sexualverhalten, das auf ein unübliches Sexualobjekt gerichtet ist oder eine unübliche Art sexueller Stimulierung anstrebt.

- Störungen der Sexualpräferenz ist dagegen der Versuch der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Phänomen der sexuellen Deviation, Perversion oder Paraphilie mit einem eigenen, als neutral empfundenen Fachbegriff zu umschreiben.

Auch Therapie-Vorschläge sind schon im Umlauf, von der Verhaltenstherapie bis zu den SSRI-Antidepressiva (und sogar Antiandrogenen, d. h. Mittel gegen männliche Sexualhormone).

Kriminelle Entgleisungen

Und schließlich gibt es auf dieser Schiene auch kriminologische Überlegungen. Sie erwachsen aus realen Kriminalfällen, die in der Tat zu Denken geben. Beispiele: der Internetboom pädophiler und kinderpornographischer Online-Foren, ja sogar der schockierende Fall von internet-gebahntem Kannibalismus, wobei nicht nur das Endergebnis, sondern auch die offenbar große Zahl von „Interessenten„ schockiert.

Schlussfolgerung

So geht die Einschätzung von Cybersex derzeit von der „Auflösung unserer Gesellschaft„ über die „Verdrängung der körperlichen Liebe„ bis zur „vorübergehenden Zeiterscheinung„.

Deshalb wird man abwarten müssen, was die Zukunft an Cybersex-Technologie noch anzubieten hat (vom Datenanzug über Hologramme bis zur Hirnstimulation?). Man wird abwarten müssen, ob Übersättigung und Langeweile korrigierend eingreifen oder sich gewisse Entwicklungen verschärfen, von der Perversion bis zur kriminellen Entgleisung. Oder ob wir dadurch – wie es Nicola Döring zur Diskussion stellt – vielleicht sogar sinnlicher und kreativer werden.

Cybersex ist nach ihrer Meinung ohnehin nicht der Sex der Zukunft, sondern bestenfalls eine sexuelle Ausdrucks- und Begegnungsform neben anderen. Hat die E-Mail das persönliche Gespräch verdrängt? Ersetzt der Chat- und Videosex das körperliche Liebesspiel? Für einige ja, für die meisten nein. Krankhaften und kriminellen Konsequenzen muss man entgegentreten, von ggf. horizonterweiternden und sogar emanzipatorischen Erfahrungen darf man profitieren.

Ansonsten wird Cybersex – so die Psychologin – vermutlich das bleiben, was er für die Mehrzahl bisher heute schon ist: ein interessantes Thema und vielleicht ein vorübergehender Zeitvertreib, „wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat„.

Quelle: Dr. Nicola Döring: Per Tastatur zum Orgasmus. PSYCHOLOGIE HEUTE 6 (2004) 44

Ein interessantes Buch zum Thema „Triebabfuhr in Bits und Bytes„ ist 2004 erschienen:

M. Mala:Cybersex. Lust und Frust im Internet. Atmosphären-Verlag, München 2004

Neben ausführlichen Kapiteln über Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren und den Aufzeichnungen entsprechender Chats in realistischem Dialog am Schluss ein informatives Register und entsprechende Adressen: Chatten, Informationsbörsen, Suchmaschinen, Umfragen, Webcam-Chats, Cyberbordelle, Homosexuellen-Angebote, schmuddeliges Kommerzielles, Sehenswertes (Museum für erotische Kunst im Internet, Erotisches zur Nacht, Erotoskop, erotische Galerie) u. a.

Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
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