Start Psychiatrie heute Seelisch Kranke Impressum

Elisabeth Roudinesco, M. Plon:
WÖRTERBUCH DER PSYCHOANALYSE
Namen – Länder – Werke – Begriffe
Springer-Verlag, Wien-New York 2004, 1.261 S., € 78,00. ISBN 3-211-83748-5

G. Stumm, A. Pritz (Hrsg.):
WÖRTERBUCH DER PSYCHOTHERAPIE
Springer-Verlag, Wien-New York 2000, 854 S., € 88,00. ISBN 3-211-83248-3

Neurosen-psychologische Fachbegriffe sind fester Bestandteil vieler Gespräche im Alltag, auch in Laienkreisen (die manchmal mehr Belesenheit vermuten lassen als so manche berufs-verengte Experten-Sichtweise). Gerade die Neurosen-Lehre hat aus psychologischer Sicht hier eine führende Rolle eingenommen, was sich (bisher) auch nicht dadurch geändert hat, dass die tonangebenden Institutionen, nämlich die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung (APA) mit ihrem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV-TR) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit ihrer Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) das Lehr-, Diagnose- und Psychotherapie-Gebäude der Neurosen praktisch aus ihrem Inhalts-, ja sogar terminologischen Angebot gestrichen haben.

Für viele (Fach-)Ärzte, Psychologen und Angehörige sonstiger psycho-medizinischer Dienste sind neurosen-psychologische Begriffe und Inhalte aber trotzdem noch fester Bestandteil ihrer täglichen Arbeit. Und in Laienkreisen hat man diese (eigentlich sensationelle) Um- bzw. Abkehr noch gar nicht so richtig registriert. Gleichwohl, eines war und bleibt ein Problem: der falsche Gebrauch mancher Fachbegriffe, teils aus Unkenntnis, teils aus Bequemlichkeit, teils weil es als formuliertes Wort leichter über die Lippen geht wie der etwas herbere zutreffende Terminus. Dazu gehört das Unterbewusstsein in Wort und Schrift, wobei damit das Unbewusste gemeint ist. Und in der Tat: Wer einmal aufpasst, wird das „Unterbewusstsein“ min­destens einmal täglich lesen oder hören (vielleicht sogar selber so formulieren), während das – in der Tat viel holprigere, aber richtige – Unbewusste außerhalb Expertenkreisen kaum in Gebrauch ist.

Nachfolgend deshalb einige Hinweise zu diesem Fachbegriff, einem der wichtigsten in der neurosen-psychologischen Lehre, wobei wir das so eben übersetzte Wörterbuch der Psychoanalyse und das schon länger verfügbare Wörterbuch der Psychotherapie empfehlen.

Unbewusst – das Unbewusste

Der Begriff unbewusst bzw. das Unbewusste (engl.: unconscious, franz.: inconscient) wurde 1751 erstmals ausformuliert. In der deutschen Romantik dann als „unergründliche Quelle der Kreativität und Leidenschaften“ interpretiert. Zu seiner heutigen Bedeutung brachte es aber der bekannte Wiener Psychoanalytiker Professor Dr. Sigmund Freud in seiner Psychoanalyse. Hier wurde das Unbewusste als ein dem Bewussten nicht bekannter Bereich aufgefasst, eine Art „andere Bühne“. Damit unterschied sich Freud von seinen Vorgängern, die dieses Element ganz anders definierten, nämlich als „Suprabewusstes“ oder „Überbewusstes“, das vor oder jenseits des Bewusstseins stehe.

Bei Freud wird das Unbewusste zu einem System, das dem Bewusstsein zwar ebenfalls unzugänglich bleibt, das sich aber durch den Traum, durch Fehlleistungen, durch Wortspiele und nicht zuletzt durch die freie Assoziation zu äußern vermag. Oder etwas konkreter: Das Unbewusste befindet sich zwar im Inneren des Menschen (und damit seines Bewusstseins), ist aber dennoch völlig frei vom Einfluss seines bewussten Denkens.

Das war an sich nicht neu, befasste man sich doch schon in der Antike mit der Existenz einer dem Bewusstsein fremden psychischen Aktivität. Später baute darauf der Philosoph René Descartes das Prinzip eines Dualismus auf (Körper und Geist als gegensätzliche Instanzen: das Bewusste als der Ort des Vernünftigen im Gegensatz zum Universum der Unvernunft). Ähnlich äußerten sich auch die Philosophen Blaise Pascal und Spinoza, die die Autonomie des Bewusstseins durch zwar unerkennbare vitale, leider aber auch oft zerstörerische Kräfte begrenzt sahen. Auf dieser Ebene entwickelten sich dann auch Behandlungsmethoden wie der Magnetismus (z. B. Anton Mesmer), der Ende des 19. Jahrhunderts das Unbewusste als eine Abspaltung des Bewussten zu verstehen empfahl, zu dem man Zugang durch Hypnose oder Suggestion bekommen könne.

Dabei fällt auf, dass psychologische Aspekte früher die Domäne der Philosophen mit naturwissenschaftlichem Interessen-Schwerpunkt waren, Psychologen (als solche) gab es noch nicht. Und die Mediziner waren notwendigerweise eher organisch orientiert, auch wenn seelische Fragestellungen seit jeher in ihre Überlegungen mit einflossen. Und so blieben es auch lange die Philosophen, die die „dunkle Seite der Psyche“ auszuleuchten versuchten, bis ins 19. Jahrhundert. Beispiele: Wilhelm von Schelling, Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche. Erst danach kamen Mediziner, insbesondere aus der physiologischen Disziplin wie J. F. Herbart, H. v. Helmholtz, G. Fechner, W. Wundt und C. G. Carus.

Das Unbewusste in der Psychoanalyse Freud’s

So konnte oder musste S. Freud vor allem auf die deutsche philosophische Tradition und die Dynamische Psychiatrie des 19. Jahrhunderts zurückgreifen. Dabei ließ er sich vor allem von J. M. Charcot, H. Bernheim und J. Breuer inspirieren und entwickelte sein System der Psychoanalyse, das fast ein ganzes Jahrhundert Psychologie, Psychiatrie und viele andere naturwissenschaftliche und Geistes-Disziplinen prägte.

Allerdings war dies nicht sofort ein „vollständiger Wurf“. In seinem ersten so genannten topischen Modell definierte S. Freud diesen Bereich als ein System, das aus verdrängten Inhalten bestehe, auf die das Vorbewusste und das Bewusste keinen Zugriff hätten. In einer zweiten überarbeiteten Konstruktion umfasste das Unbewusste schließlich das ES und die unbewussten Teile des ICH und des ÜBER-ICH. Dabei gab es auch schon parallel entsprechende, zumindest inhaltliche Überschneidungen mit anderen Autoren, denen dann allerdings nicht das Glück des großen Echos beschieden war, wie bei S. Freud. Dazu gehörten beispielsweise der Münchner Professor für Psychologie Th. Lipps (Grundtatsachen des Seelenlebens, bei denen S. Freud nach eigener Kenntnis „Grundzüge meiner Einsicht ganz klar wieder gefunden habe, vielleicht mehr, als mir recht ist“).

Freud betonte aber zum Unterschied der Philosophen und auch Th. Lipps dass das „Neue, was uns die Analyse der psychopathologischen Bildungen, und schon ihres ersten Gliedes, der Träume, gelehrt, darin bestehe, dass das Unbewusste – also das Psychische, als Funk­tion zweier gesonderter Systeme vorkomme und zwar schon im normalen Seelenleben so vorkomme“. Von nun an sollte neben dem Bewusstsein mit zwei Arten von Unbewusstem gerechnet werden, die sich voneinander unterschieden: Eines, dessen Inhalt auf der be­wussten Ebene nicht auftaucht und ein zweites, dessen Inhalt unter bestimmten Bedingun­gen, z. B. durch die Zensur ins Bewusste vordringen kann und das Freud Vorbewusstes nannte (E. Roudinesco, M. Plon).

Im Laufe der Zeit verfeinerte allerdings S. Freud seine Theorie, vor allem unter einem neuen Aspekt, dem Narzissmus und verfasste schließlich seinen metapsychologischen Artikel „Das Unbewusste“. Damit vollzog er eine Wende und schrieb: „Alles Verdrängte muss unbewusst bleiben, aber wir wollen gleich eingangs feststellen, dass das Verdrängte nicht alles Unbewusste deckt. Das Unbewusste hat den weiteren Umfang; das Verdrängte ist ein Teil des Unbewussten“.

Dabei bestehen die Inhalte des Unbewussten nicht nur aus den Trieben selbst, sondern aus Trieb-Abkömmlingen, die auf Erinnerungsspuren beruhen. Diese Inhalte, Phantasien und Szenen suchen nun beständig ihre Triebbesetzung in Form von „Wunschregungen“ zu ent­laden (was sich beispielsweise durch Komik, Lachen, Fehlhandlungen oder Witze entlarven kann).

Seine endgültige Form fand diese Konzeption schließlich in dem erwähnten zweiten topischen Modell, das sich in das ICH, das ÜBER-ICH und das ES gliedert. Jetzt ist das Unbe­wusste nicht mehr ein geschlossenes System, sondern Bestandteil dieser drei Ebenen (wobei das Unbewusste das ES letztlich beherrscht).

ES, ICH, ÜBER-ICH

Nach psychoanalytischer Auffassung entwickeln sich die drei maßgeblichen Strukturen der seelischen Organisation („psychischer Apparat“), nämlich das Es, Ich und Über-Ich im Rah­men eines 3- bis 6-jährigen störanfälligen Prozesses.

- Das Es wird als Triebpol der Persönlichkeit („Reservoire der Triebe) und damit der wichtigsten psychischen Energie beschrieben. Die Inhalte des Es sind teils angeboren, teils lebensgeschichtlich erworben und im Unterschied zum bewussten Teil des Seelischen, dem Ich, der bewussten Kontrolle entzogen. Im Gegensatz zum Ich und Über-Ich unterliegt das Es dem Lustprinzip, d. h. es will umgehende, bedingungslose Triebbefriedigung ohne moralische oder rationale Beschränkungen. Damit gerät es in einen gleichsam strukturell vorge­gebenen Gegensatz zum Ich und zum Über-Ich.

- Das Ich (lateinisch: Ego) ist dabei jene innere Instanz der Seele, die mit ihren bewussten Ich-Funktionen wie Wahrnehmung, Erinnerung, Denken, Planen und Lernen sowie den un­bewussten Ich-Funktionen (Abwehrmechanismen) dazu verhilft, zwischen den verschiedenartigen Erfordernissen der Außenwelt, den Triebwünschen des Es und den moralischen Forderungen des Über-Ich zu vermitteln. Die Ich-Funktionen sind teils angeboren, teils bilden sie sich im Laufe der Entwicklung heraus. Als Ich-Stärke wird die Leistungsfähigkeit des Individuums bezeichnet, Konflikte und Belastungen zu verarbeiten und sich an die Realität anzupassen. Mangelnde Ich-Stärke kann u. a. zu einer Neurose führen.

- Das Über-Ich ist derjenige Anteil des Seelenlebens, der die aus Familie und Gesellschaft übernommenen moralischen Wertmaßstäbe in der Persönlichkeit vertritt. Die teils bewussten, teils unbewussten Funktionen des Über-Ich sind 1. die Bildung eines Werte-Systems und dessen Integration in das so genannte Ich-Ideal mit Pflichten, Forderungen, Geboten und Verboten, 2. die Einhaltung dieses Werte-Systems und 3. die Ausschaltung von Einstel­lungen und Verhaltensweisen, insbesondere aber Triebregungen des Es, die mit den Über-Ich-Ansprüche unvereinbar sind. Ein zu starres und strenges Über-Ich kann allerdings auch zu einer Neurose führen, wenn es das Ich (das zwischen Über-Ich und Es vermitteln muss) überfordert.

In der Behandlung geht es nun darum, auf der ethischen Basis des ÜBER-ICH „dem trieb-orientierten“ ES die dominierende Stellung aus der Hand zu nehmen und dem ICH zuzuführen. Das ICH soll die stärkere Instanz der Persönlichkeit werden („Wo ES war, soll ICH sein“). Einzelheiten zu den verschiedenen Fachbegriffen siehe das Kapitel „Neurosen einst und heute“.

Später versuchten andere Psychoanalytiker wie Melanie Klein oder Karen Horney auf der Basis des Freud`schen Unbewussten eigene Theorien zu entwickeln, wobei unterschiedliche Ausgangslagen herangezogen wurden (z. B. weniger Interesse für die Sexualität oder die Figur des Vaters, mehr archaische Mutterbindung u. a.). Auch wurden diese Gedanken-Gebäude – wie das leider so oft der Fall ist – jetzt vom praxis-orientierten Psychotherapeuten-Alltag in die höheren akademischen Sphären entführt – und damit für den interessierten „Normalbürger“ fast nicht mehr nachvollziehbar.

Gleichwohl ist das Unbewusste (und nicht Unterbewusstsein!) die psychoanalytische Basis von Theorie und Praxis seelischer Störungen geblieben, wobei man bedenken sollte, dass die Vorarbeit Hunderte von Jahren und viele große Geister umfasste, Sigmund Freud allerdings in eigener jahrelanger Arbeit das Fundament des heute noch immer in weiten Kreisen akzeptierten psychodynamischen Denkmodells geschaffen hat.

Wörterbuch der Psychoanalyse

Wer sich in die Geschichte der Psychoanalyse von einst bis heute einlesen will, und zwar auch für Laien durchaus verständlich (soweit es die Materie bzw. die Fachliteratur der einzelnen Autoren erlaubt), dem sei die 2004 erschienene Übersetzung des französischen Dictionnaire de la Psychoanalyse (Librairie Arthème Fayard, 1997) empfohlen, jetzt verfügbar als Wörterbuch der Psychoanalyse von der Forschungsleiterin an der Universität Paris - VII, Psychoanalytikerin und Vizepräsidentin der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Psychiatrie und Psychoanalyse Prof. Dr. Elisabeth Roudinesco und ihres Kollegen, dem Psychoanalytiker Prof. Dr. Michel Plon, Forschungsleiter im Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Université de Picardie.

Dieses Buch ist – diese Bemerkung sei erlaubt – „typisch französisch“. Oder konkret: Es liest sich leichter, flüssiger, man hat auch Freude an kleinen „Nebensächlichkeiten“, die sich dann bei näherem Hinsehen doch als (mit)entscheidend erweisen, man verliert sich nicht in trögen Tabellen, „der Text fließt elegant dahin, er hämmert nicht angelsächsisch...“ (Zitat eines un­genannt bleiben wollenden Experten). Das fand sich übrigens auch in den früheren psychiatrischen Lehrbüchern französischer Sprache, z. B. bei dem einstigen „Klassiker“ H. Ey u. Mitarb.: Manuel de psychiatrie, Masson, Paris 1978, bevor dann auch in Frankreich das DSM-III (s. o.) seinen Einzug hielt (was nebenbei auch sein Gutes hatte, nicht zuletzt in Frankreich, auch das darf einmal gesagt werden).

Das Wörterbuch der Psychoanalyse ist aber nach seiner Übersetzung auf jeden Fall eine Bereicherung (und wurde deshalb auch mit Unterstützung des österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur und der Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschafts- und Forschungsförderung gedruckt). Ein weitsichtiger Entschluss, man darf dankbar sein. Es ist aber natürlich nicht das erste psychoanalytische Lexikon, nicht einmal in deutscher Sprache. Das Erste erschien 1931 (R. Sterba: Handwörterbuch der Psychoanalyse) und brachte es bis zum Anschluss Österreichs an Deutschland auf 5 Bände. Dann wurde der Autor ins Exil gezwungen, seine Arbeit unterbrochen, für immer. Immerhin wurde es zum Vorbild weiterer Werke dieses Genres, die ab Mitte des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurden, Glossar, Lexikon, Enzyklopädie, Vokabular u. a. genannt, meist in englischer und französischer Sprache.

Das jetzt Vorliegende aber unterscheidet sich von allen durch ein praktisch neues, d. h. erweitertes Konzept: Es orientiert sich nicht ausschließlich an S. Freud, sondern versucht so viel Elemente psychoanalytischen Denkens wie möglich zu erfassen und vor allem dessen Entwicklung im Laufe des letzten Jahrhunderts aufzuzeigen, gleichsam eine Genealogie von Meistern und Schülern. Das schließt die Geschichte der Psychoanalyse in den verschiedenen Nationen ein (23 Länder werden unter diesem Gesichtspunkt abgehandelt), die Biographien ihrer Autoren, die psychopathologischen Theorien und die Wissensgebiete, die sie beeinflussten (z. B. Anthropologie, Psychiatrie, Psychologie). Auch – überaus interessant – die ersten Fallbeschreibungen und Behandlungen, aus denen sich später klinisch anerkannte Methoden entwickeln konnten. Dann der so genannte Freudianismus selber, seine unterschiedlichen Schulen, seine Historiographie und die komplexen Auswirkungen der Psychoanalyse auf intellektuelle, politische und religiöse Bewegungen.

Und wer es „noch intimer“ will, der wird mit Interesse die Abhandlungen über die Mitglieder der Familie Freud studieren, einschließlich Lehrer, Freunde, Bekannte, Gegner und zahlreiche Schriftsteller und Künstler, mit denen S. Freud einen wissenschaftlich aufschlussreichen Briefwechsel führte, durchaus selbstkritisch („so habe ich den Eindruck gewonnen, dass Sie durch die Intuition – eigentlich aber in der Folge feiner Selbstwahrnehmung – alles das wissen, was ich in mühseliger Arbeit an anderen Menschen aufgedeckt habe“, Sigmund Freud an den Schriftsteller Artur Schnitzler, 14.05.1922).

Kurz: Das Buch ist eine Fundgrube und enthält nach ausführlich abgehandelten Stichworten sowohl eine Bibliographie wichtiger Titel, Dokumente oder archivarischer Quellen als auch entsprechende Verweise auf andere Beiträge mit den dafür notwendigen bibliographischen Angaben. Eine Zeittafel mit den wichtigsten Ereignissen der internationalen Geschichte der Psychoanalyse rundet das Ganze noch gewinnbringend ab.

Wörterbuch der Psychotherapie

Aus demselben Verlag schon im Jahre 2000 erschienen ist das Wörterbuch der Psychotherapie, herausgegeben von Dr. G. Stumm, Prof. Dr. Tritz, unter der Mitarbeit von Dr. M. Foracek und P. Gumhalter. Es beschreibt zum ersten Mal methoden- und bereichsübergreifend in alphabetisch geordneten Stichworten das Feld der modernen Psychotherapie (also nicht nur Psychoanalyse). Hier geht es den Herausgebern vor allem darum, nicht nur Fachbegriffe aus den Kernzonen der Psychotherapie darzustellen, sondern auch angrenzende Bereiche und Nachbardisziplinen zu erläutern. Dabei nahm man sich nicht eine stets angreifbare Auswahl vor, sondern beschreibt auch Stichwörter, die restriktiveren Kriterien möglicherweise nicht genügen, dafür das breite Spektrum der Psychotherapie widerspiegeln und dem Leser damit eine eigene Entscheidung ermöglichen.

So kommen 1.300 Text-Stichworte vor, verfasst von insgesamt 360 AutorInnen aus über einem Dutzend Länder, ergänzt durch etwa 4.500 Quellenangaben und Hinweise zu weiterführender Literatur.

Ingesamt wurden 51 Fachbereiche (inklusive Psychotherapiemethoden) definiert, einige sogar aus allgemeiner Sicht bzw. methoden-umspannend ausgeführt (z. B. Couch, Indikation, Setting, Neurose, Persönlichkeitsstörung u. a.). Interessant auch die aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten Begriffe wie Abwehr, Angst, Beziehung, Gegenübertragung, Ich, Katharsis, Konflikt, Regression, Selbst, Symbol, Traum, Übertragung, Widerstand u. a.

So steht inzwischen ein modernes und erfreulich umfassendes Nachschlagewerk zur Verfügung, das sich im Rahmen der schwierigen Materie um eine möglichst klare Begrifflichkeit, um verständliche Definitionen und verwertbare Informationen für die Arbeit in der täglichen Praxis bemüht.

Schlussfolgerung

„Alles fließt“ und natürlich auch die Erkenntnisse und damit Lehrgebäude in Medizin und Psychologie, einschließlich neurosen-psychologischer Bereiche und damit der Psychothera­pie. Es ist nicht leicht für den Anfänger und vor allem interessierten Laien, sich in diesem komplexen Feld zurecht zu finden, zumal sich auch immer wieder suspekte Theorien und Institutionen einschleichen, ja aufdrängen („medien-geleiteter Psycho-Dschungel“). Da tut es gut, zwei Werke empfehlen zu können, die zwar auch keine starren Vorgaben garantieren, denn das gibt es nirgends und schon gar nicht in der Welt der (kranken) Seele. Die aber sehr wohl zur Klärung vieler Fragen beitragen können, die sich bei der spannenden Beschäftigung mit dieser Materie ergeben – täglich (VF).

Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Beachten Sie deshalb bitte auch unseren Haftungsausschluss (s. Impressum).