Prof. Dr. med. Volker Faust Psychosoziale Gesundheit von Angst bis Zwang Seelische Störungen erkennen, verstehen, verhindern, behandeln |
Gabi Gschwend:
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Bücher über Posttraumatische Belastungsstörungen* Amerikanische Psychiatrische Vereinigung (APA): Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen (DSM-IV-TR). Hogrefe-Verlag für Psychologie, Göttingen-Bern-Toronto-Seattle 2003 Butollo, W. u. Mitarb.: Leben nach dem Trauma. Pfeiffer-Verlag, München 1998 Butollo, W., M. Hagl: Trauma, Selbst und Therapie. Verlag Hans Huber, Bern-Göttingen-Toronto-Seattle 2003 Dutton, M.A.: Gewalt gegen Frauen. Verlag Hans Huber, Bern-Göttingen-Toronto-Seattle 2002 Fischer, G., P. Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie. Reinhardt-Verlag, München 1998 Fischer, G.: Neue Wege nach dem Trauma. Vesalius-Verlag, Konstanz 2001 Gschwend, G.: Diagnostische Kriterien der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und Konsequenzen für die therapeutische Praxis. Springer-Verlag, Reihe Psychotherapie-Forum 7, 1999 Gschwend, G.: Trauma-Psychotherapie. Verlag Hans Huber, Bern-Göttingen-Toronto-Seattle 2004 Herman, J.L.: Die Narben der Gewalt. Kindler-Verlag, München 1993 Lambrecht, F.: Praxis der Traumatherapie. Pfeiffer-Verlag, München 2000 Landolt, M.A.: Psychotraumatologie des Kindesalters. Hogrefe-Verlag, Göttingen-Bern-Toronto-Seattle 2004 Lasogga, F., B. Gasch: Psychische Erste Hilfe bei Unfällen. Verlag Stumpf und Kossendy, Edewecht 1997 Maercker, A. (Hrsg.): Therapie der Posttraumatische Belastungsstörungen. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1997 Perren, G.: Debriefing – Erste Hilfe durch das Wort. Haupt-Verlag, Bern 2001 Resick, P.: Stress und Trauma. Verlag Hans Huber, Bern-Göttingen-Toronto-Seattle 2003 Saigh, P.A.: Posttraumatische Belastungsstörung. Verlag Hans Huber, Bern-Göttingen-Toronto-Seattle 1995 Schnyder, U.: Die psychosozialen Folgen schwerer Unfälle. Steinkopff-Verlag, Darmstadt 2000 Shapiro, F.: EMDR – Grundlagen und Praxis. Jungfermann-Verlag, Paderborn 1998 Teegen, F.: Posttraumatische Belastungsstörung bei gefährdeten Berufsgruppen. Verlag Hans Huber, Bern-Göttingen-Toronto-Seattle 2003 Wurzer, W.: Das Posttraumatische organische Psychosyndrom. WUV-Universitätsverlag, Wien 1992 * Auswahl |
Die Folgen traumatischer Erfahrung
Ein Trauma (vom Griechischen: Verletzung, Wunde) ist im heutigen Sprachgebrauch vor allem ein seelischer Schock oder eine starke seelische Erschütterung, im ursprünglichen und jetzt auch erweiterten Sinne eine Wunde oder Verletzung durch äußere Gewalteinwirkung. Das kann vieles bedeuten und auch jene Belastungen einschließen, die im Alltag erst einmal nicht so bedeutungsvoll erscheinen, geschweige denn traumatisierend (seelisch nachhaltig verwundend). Doch da muss man aufpassen. Es gibt Traumata, die jeder akzeptiert (z. B. Überfall, technische Unfälle, Naturkatastrophen) und solche, die, wenn auch verhalten, noch immer nicht mit vollem Schuldbewusstsein und vor allem allseits akzeptiert sind (z. B. Kindesmissbrauch, Vergewaltigung), ganz zu schweigen von jenen, die man mit Geld und ein paar begütigenden Bemerkungen zu regeln hofft („hier Oma, kauf Dir einen neuen Kanarienvogel, der singt noch schöner…“).
Nachfolgend einige Hinweise zum Leidensbild, das also nicht mit einer allseits akzeptierten Ursache übereinstimmen muss. Das ist erst einmal die wichtigste Erkenntnis, ja sogar Mahnung an alle Beteiligten und Helfer.
Traumatische Erfahrungen übersteigen einfach den Rahmen des Alltäglichen und der meisten bisher ertragenen Belastungen. Sie sind – wie die Experten es ausdrücken – eine radikale Verletzung der seelischen und körperlichen Integrität des Menschen, ein zentraler Eingriff im Leben, der alles Weitere nachhaltig und manchmal sogar dauerhaft belastet. Was heißt das?
Werden solche „innere Verwundungen“ nicht angemessen verarbeitet, heilen sie trotzdem – oberflächlich. Dann aber können sie jederzeit wieder aufbrechen, plötzlich und unvermutet, je nach Situation und Belastbarkeit des Betreffenden (vor allem wenn sonstige Beeinträchtigungen schwächen, auch wenn sie nichts mit dem ursprünglichen Ereignis zu tun haben). Noch schlimmer wird es, wenn ein Trauma zum anderen kommt (Gesetz der Summierung, nebenbei nicht nur von schlimmen, auch von positiven Ereignissen, die aber natürlich eher hingenommen, manchmal nicht einmal als Häufung registriert werden). Und wenn es ganz schlimm kommt, dann wird eine traumatische Erfahrung zur psychischen Störung. Kurzfristig nennt man das eine Posttraumatische Belastungsreaktion, langfristig eine (chronische) Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Manchmal kommen dann noch zusätzliche psychische Erkrankungen hinzu, teils über die Schiene einer missglückten Selbstbehandlung (z. B. Alkoholismus oder Beruhigungs- und Schlafmittel), teils bisher im Wartestand lauernd und jetzt – ausgelöst durch dieses Ereignis – zusätzlich zuschlagend. Beispiele: Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, psychosomatische Störungen (körperliche Symptome aufgrund unverarbeiteter seelischer Schwierigkeiten) und eine Vielzahl psychosozialer Folgeschäden, die sich auf jeden Fall lebensbeeinträchtigend, wenn nicht gar schicksalhaft bis verheerend auswirken können.
Was gilt es also möglichst früh zu erkennen und zu mildern, seien es Ärzte, Psychologen, Pfarrer, Sozialarbeiter, Schwestern und Pfleger, seien es hilfsbereite Laien?
Was heißt das im Einzelnen?
Wie reagiert ein Betroffener nach dem Notfall?
Die Erstreaktionen nach einem entsprechenden Notfall sind natürlich individuell. Manches aber wiederholt sich immer wieder. Beispiele:
Aggressive Durchbrüche mit Schimpfen, Anklagen, sogar Beleidigen und selbst körperlich (z. B. um sich schlagen). Das kann auch Ausdruck von Furcht sein und dient vor allem der Abfuhr aufgestauter Erregung.
Rückzug und Isolationsneigung, also die entgegen gesetzte Reaktion. Das geht von „eigenartig still“ über teilnahmslos bis zu erstarrt oder gar versteinert, wobei eine angstvoll-depressive Komponente nicht zu übersehen ist. Nicht zu verwechseln mit der irrtümlichen und natürlich befremdlich reagierenden Feststellung: „keinerlei Gefühlsregung“.
Angst bzw. konkrete Furcht sind häufig und oft lange Zeit das vorherrschende Gefühl, selbst bei Menschen, die bisher als furchtlos galten und jetzt durch eine „irrationale Ängstlichkeit“ irritiert sind, die sie durch nichts „in den Griff“ zu bekommen scheinen.
Gelassenheit und Ruhe, die zumindest als „situations-unangebracht“ erscheinen, zumal die Betroffenen nach außen auch vollständig „funktionieren“. Das heißt allerdings nicht, dass später, Tage, Wochen und Monate danach nicht doch entsprechende Folgen aufbrechen, dann vielleicht besonders panisch und damit unverständlich („es ist doch schon längst alles vorbei…“).
Verwirrtheit, was man erst merkt, wenn der Betreffende organisatorisch „funktionieren“ soll, in Wirklichkeit aber innerseelisch noch völlig durcheinander ist, sich zumindest noch nicht in der alltäglichen Realität zurechtfindet (z. B. Straßennamen oder Telefonnummern nennen, konkrete Verletzungsfolgen angeben u. a.).
Frage des Polizeibeamten am Telefon: „In welche Richtung lief der Täter?“. Antwort des verwirrten Anrufers: „Ich weiß gar nicht, ob es hier eine Richtung gibt…“ (aus PSYCHOLOGIE HEUTE 7/2004). |
Wie verläuft eine psychische Notfallsituation?
Nach den bisherigen Erkenntnissen kann man eine solch traumatische Erfahrung in folgende Phasen einteilen:
Weitere Schock-Zeichen sind die Unfähigkeit, das Ereignis wahrzunehmen bzw. glauben zu können, was passiert ist. Dazu die bereits erwähnte so genannte De-Realisation (alles so unwirklich, wie ein böser Traum, im „falschen Film“) und De-Personalisation („ich bin gar nicht mehr ich selber“, „spüre meinen Körper nicht mehr“ – s. o.). Ferner Apathie (Teilnahmslosigkeit), ja Gefühllosigkeit, vor allem aber aufgewühlt, verstört, von Angst und Bedrohungsgefühlen beeinträchtigt sowie teilweise oder völlig desorganisiert.
Das ist nebenbei die kritische und sensible Phase des Verarbeitungsprozesses. Hier entscheidet sich, ob die Bewältigung gelingt oder missglückt. Schließlich gewinnt der Organismus einschließlich des seelischen Bereichs wieder die Souveränität über sich selber zurück und hat damit erstmals die Gelegenheit, sich gegen das Geschehene wirklich zu wehren, was in der vorherigen Phase nicht möglich war. Das ist der positive Aspekt. Die negative Seite aber hat hier ebenfalls ihren Beginn. Dazu gehören vor allem die Versuche, das gesamte Ereignis (das wäre der schlimmstmögliche Fall) oder zumindest Teile davon zu verdrängen (wofür es nebenbei eine Vielzahl von innerseelischen Mechanismen gibt; Beispiele: verleugnen, projizieren, rationalisieren, sublimieren, ungeschehen machen u. a.).
Auf ihre unglückliche Belastung bzw. Entwicklung aufmerksam gemacht, reagieren die Betreffenden scheinbar erstmals vernünftig: „möglichst schnell vergessen, nicht mehr daran denken, nicht ständig darüber reden, es ist ja letztlich nichts passiert, das Leben muss jetzt einfach weitergehen“ usw. Aber:
Schein-Anpassung – übertriebener Aktivismus – Rückzugs- und Suchtgefahr
Für die geschulten Helfer (Psychiater, Psychologen, vor allem psychotherapeutisch Tätige) läuten dennoch die Alarmglocken. Denn jetzt besteht die Gefahr, dass der natürliche Verarbeitungsprozess, der sich sozusagen im Dialog zwischen Überwältigung und Vermeidung allmählich selber reguliert, zuletzt nun doch noch in der Vermeidung des Geschehenen stecken bleibt (G. Gschwend). Das Ergebnis wäre eine „Schein-Anpassung“, d. h. der Betroffene lebt äußerlich betrachtet ein „normales Alltagsleben“, muss aber dauernd gegen den Durchbruch der nun unbewältigten Erfahrung ankämpfen. Das können aktive Bewältigungsstrategien sein, d. h. übertriebener Aktivismus bis hin zu speziellen Vorsichts- und Vermeidungsmaßnahmen, aber auch passiver Rückzug bis zur Isolationsgefahr, vielleicht sogar ein Langzeitkonsum von „abschottenden Medikamenten“ (insbesondere Beruhigungsmittel) oder Rauschdrogen.
Wer also über längere Zeit hinweg nachfolgende Symptome zeigt, hat das Ereignis sichtlich nicht bewältigt:
Flashbacks (“Rückblitz“, plötzliches Wiederauftreten von belastenden Erlebnissen, sei es durch Rauschdrogen, Naturkatastrophen, Gewalttaten usw.), entsprechendes Vermeidungsverhalten (Orte, Menschen, Situationen, sogar zeitgebundene Ereignisse), Schlafstörungen und Albträume, Angstzustände bis hin zu konkreten Bedrohungsgefühlen, depressive Verstimmungen, Scham- und Schuldgefühle, Störungen des Essverhaltens, eigenartige Zwänge, die bei näherer Betrachtung irgendeine Verbindung zu dem „Schock-Erlebnis“ haben (z. B. Überfall oder Vergewaltigung), somatoforme Störungen (früher als psychosomatische Beschwerden bezeichnet, d. h. seelische Beeinträchtigungen, die nicht verarbeitet wurde, äußern sich körperlich, aber ohne objektivierbaren krankhaften Befund).
Ferner der erwähnte Substanz-Missbrauch, also (süchtig machende) Arzneimittel und Rauschdrogen sowie Genussgifte (Alkohol und Tabak). Dazu ggf. andere untaugliche Bewältigungsstrategien, die – nebenbei gesagt – auf den ersten Blick für manche Laien durchaus vernünftig erscheinen, dem Experten aber signalisieren: Hier ist einer den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, und das geht auf Dauer nicht gut.
Empfehlungen an die Helfer
Die vorliegende Kurzfassung beschäftigt sich mit den Erst- und Folge-Reaktionen der Betroffenen. Was aber müssen die Helfer wissen, und zwar nicht nur für die Opfer, ggf. auch für die Angehörigen und andere nahe stehenden Personen?
Als Erstes körperliche Betreuung, geleitet von entsprechender Zuwendung; danach sachliche Informationen sowie beruhigende und entspannende Maßnahmen; schließlich psychologische Hinweise und konkrete Beratung. Einzelheiten dazu finden sich in Stichworten in der erwähnten Notfall-Fibel der Züricher Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Gaby Gschwend mit dem Titel: Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie, ein kurzes Handbuch für die Praxis (inzwischen in 2. ergänzter Auflage 2004).
Dabei geht es vor allem um die psychologischen Notfalleinsätze, um Massennotfälle bzw. kollektive Katastrophen, um die Trauma-Akuttherapie und – ganz wichtig, weil immer häufiger zum Problem werdend – um eine mögliche Traumatisierung der Helfer selber.
Erfreulich zahlreich, wissenschaftlich fundiert und doch auch für ein breiteren Interessenkreis geeignet ist inzwischen das Angebot an entsprechenden Fach-Publikationen und Büchern (eine Auswahl siehe Kasten). Die 100 Seiten des vorliegenden Bandes hingegen sind vor allem durch ihren praxisbezogenen Nutzen erwähnenswert: fundiert, komprimiert, teils sogar stichwortartig, dann wieder einige erläuternde Sätze (und Falldarstellungen, sehr illustrativ!). Überaus nützlich die gezielt einsetzbaren Checklisten. Zum Beispiel:
Kollektive Katastrophen und Massennotfälle
Ein wachsendes Problem sind die kollektiven Katastrophen oder Massennotfälle, die immer häufiger zu werden drohen. Hier gilt vor allem die Erkenntnis: Gruppen entwickeln eine eigene Dynamik, wobei sich folgende Sequenz herauskristallisiert hat: 1. die heroische Phase, 2. die „Flitterwochen-Phase“ (Hochgefühl, überlebt zu haben), 3. die „Desillusionierungs-Phase“ (das Bewusstsein der gemeinsam betroffenen Gemeinschaft verliert sich, die Opfer konzentrieren sich auf ihre eigenen Probleme, mit aller Ernüchterung) und 4. die Phase der Rekonstruktion (das muss man weitgehend selber lösen).
Die psychotherapeutische Akuttherapie
Nach der Notfall-Intervention am Tag und Platz des Ereignisses geht es um die Frage: Ist eine anschließende psychotherapeutische Betreuung notwendig? Ziel: Symptommilderung bzw. -befreiung in einem überschaubaren Handlungsrahmen und zwar möglichst von einem Therapeuten, der nicht im Akutfall eingesetzt war. Nötig ist das bei weitem nicht für alle Opfer, wobei aber auf der anderen Seite auch Extrem-Reaktionen und damit langfristig drohende Konsequenzen zu versorgen sind.
Interessant dabei die von der Autorin objektiv und nüchtern zusammengestellten „therapeutischen Leitlinien und Sünden!“. Für Letzteres vor allem nach einer Phase des therapeutischen Enthusiasmus die Warnung: keine therapeutische Konzepte „überzustülpen“ (z. B. „Als Erstes muss jetzt mal debrieft werden“).
Gerade das Debriefing (ursprünglich für Frontsoldaten zur Verarbeitung ihrer belastenden Erfahrungen entwickelt und dann an zivile Erfordernisse angepasst), hat inzwischen eine einschränkende Anpassung erfahren. Hier geht es um eine psychologische Nachbearbeitung traumatischer Ereignisse in Form strukturierter Gruppengespräche. Um es kurz zu machen: früher unkritisch und überzogen eingesetzt, inzwischen (hoffentlich) den neuen Erkenntnissen angepasst: nicht zu früh, sorgfältige Vorauswahl, keinesfalls aufdrängen, nur innerhalb eines umfassenden Hilfsprogramms und vor allem durch eine angemessene individuelle (!) Begleit- und Nachbetreuung gestützt.
Ähnliches gilt für das EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Das ist ein ebenfalls konfrontatives Verfahren (eine Mischung aus verhaltenspsychologischen, kognitiven, psychodynamischen und systemischen Elementen, wie die Experten sagen), dass das Trauma in wenigen Sitzungen mildern soll. Zum einen eine gut untersuchte Methode mit z. T. beachtlichen Erfolgen. Es gibt aber auch gegenteilige Erkenntnisse, und zwar sowohl was Therapeuten als auch Patienten anbelangt. Die Akten sind noch nicht geschlossen. Was auf jeden Fall unumgänglich ist: eine solide Ausbildung in diesem Verfahren.
Wer hilft den Helfern?
Den Abschluss bildet ein Kapitel über die Traumatisierung der Helfer. Und das ist so selten nicht. Die Gründe sind vielfältig: andauernde extreme körperliche und seelische Belastung, alleingelassen mit der Verarbeitung dieser Erfahrungen, höchste Anforderungen im Erlebnisfall, Neigung zu intensiven Gemüts-Reaktionen (Angst, Ekel, Wut), chaotische Bedingungen und ständig unerwartete Situationen sowie – das muss sich jeder Helfer selber fragen – eigene seelische Probleme, individuelle Verletzlichkeit und unbewusste Bedürfnisse oder Ansprüche (Helfer-Syndrom, Größen-Fantasien u. a.).
Nützlich und wegweisend die Vorposten-Symptome der so genannten Sekundär-Traumatisierung (also die Verwundbarkeit der Helfer) und schließlich die seelischen, psychosozialen und psychosomatischen Reaktionen und Symptome. Hier gilt es sich gut auf solche belastenden Situationen vorzubereiten (wiederum konkrete Informations-Listen, die im Übrigen das ganze Buch hilfreich durchziehen).
Schlussfolgerung
Alle anderen Fachbücher und laien-gerechten Sachbücher sind dicker. Bringen sie auch mehr? Die Entscheidung bleibt beim interessierten Leser, dem wir aber im Bedarfsfall empfehlen, sich auch diese Notfallpsychologie und Trauma-Akuttherapie vorzunehmen. Es ist richtig: Das Ziel-Publikum sind Psychiater, Psychologen, Psychotherapeuten, ‚Allgemeinmediziner, vor allem Notfallärzte und -psychologen sowie die MitarbeiterInnen von Opferhilfe- und Opferberatungsstellen. Das Buch scheint uns aber auch geeignet für engagierte Nicht-Experten, die sich – aus welchen Gründen auch immer – mit diesem Thema konstruktiv beschäftigen wollen, sollen oder müssen. Und zwar – wohlgemerkt – unter helfenden Aspekten, nicht als Betroffene. Für Letzteres gibt es inzwischen eigene Informationen (konkrete Hinweise bei den Beratungsstellen).
Insgesamt aber – wie der Klappentext treffend ausweist – eine nützliche, fundierte, praktische und übersichtliche Information und Wegleitung (VF).
Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Beachten Sie deshalb bitte auch unseren Haftungsausschluss (s. Impressum).