B. Biermann, Erika Bockrosenthal, M. Döllemann, K.-H. Grohall, D. Kühn:
SOZIOLOGIE
Studienbuch für soziale Berufe
Ernst Reinhardt-Verlag, München-Basel 2006. 448 S., € 24,90.
ISBN 3-8252-8295-3 (UTB-Bestellnummer)
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Die Soziologie ist inzwischen zu einer Haupt-Quelle menschlichen Handelns, Verstehens, im kritischen Fall Korrigierens und Verbesserns geworden. So bietet dieser Fachbereich für viele Problemstellungen Hilfe an. Eine Zeitlang schienen soziologische Theorien ein wenig ausufernd, einseitig, abgehoben. Darauf haben die jeweiligen Experten schon früher warnend hingewiesen, nämlich nicht nur auf die Möglichkeiten, sondern auch Grenzen der sozialen Berufe unter verschiedenen organisatorischen, fachlichen und kollegialen Bedingungen. Konkret: „Soziologen steht, wenn sie als Ratgeber der Sozialen Praxis auftreten, eine gewisse Bescheidenheit gut an. Bündige Handlungsanweisungen und effiziente Technologien – verstanden als theoretisch fundierte Problemlösungsvorgaben – sind nicht zu erwarten; wohl aber Interpretationsvorschläge und Verhaltensanregungen für viele Situationen, Arbeitsabläufe und Problem-Zusammenhänge.“
Mit dieser realistischen Einstellung rückten die fünf Herausgeber und Soziologie-Professoren bei der ersten Auflage 1992 ihres Soziologie-Lehrbuchs im Vorwort bereits manche überzogenen Hoffnungen zurecht. Das machte sie angesichts eines damals bisweilen überbordenden „soziologischen Selbstwertgefühls“ sympathisch und vertrauenswürdig. Fünf Auflagen haben es ihnen gedankt. Dabei drohte die Vielfalt der theoretischen und begrifflichen Auffassungen die Interessenten zu verunsichern, weshalb die Experten anregten, „die Vorschläge der Soziologie flexibel und mit der Freiheit zur individuellen Abwandlung auf den eigenen beruflichen Alltag anzuwenden“. Es galt den „Eindruck unerbittlicher Dogmatik“ zu vermeiden – und das ist dem Herausgeber-Team in Gestalt von realistischen Vorschlägen für Beschreibung, Interpretation und Erklärung soziologischer Aspekte gelungen.
Es beginnt mit soziologischen Theorien und Perspektiven für Soziale Berufe, mit Sozialisation und Familie und der immer wichtiger werdenden Soziologie von Altersphasen, abweichenden Verhaltens und sozialer Kontrolle und geht über soziale Ungleichheiten (Stichworte: Schicht, Klasse, Stand und in diesem Zusammenhang auch Armut) bis zu den Theorien sozialberuflichen Handelns (Institutionalisierung und Professionalisierung, Organisationen, administrative Strukturen und Handlungsformen, Gruppensoziologie und Gemeinwesenarbeit usw.).
Das Lehrbuch für Diplom-Sozialarbeiter und -Sozialpädagogen sowie Angehörige verwandter Berufe, aber auch für interessierte Psychologen und Juristen, Erziehungswissenschaftler und Mediziner, ist keine leichte Lektüre, wohl aber ein ergiebiges Nachschlagewerk (ausführliches Literatur- und Sachwortverzeichnis), das noch weitere Auflagen erleben wird, nicht zuletzt wegen seines Stils, der nicht nur Autoren untereinander, sondern das ganze Werk charakterisiert: konstruktiv und verständigungsfähig (VF).
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