J. Margraf, F. J. Müller-Spahn (Hrsg.):
PSCHYREMBEL®
Psychiatrie – Klinische Psychologie – Psychotherapie
Verlag Walter de Gruyter, Berlin-New York 2009. 914 S., zahlreiche Abb. und Tab. € 39,95.
ISBN 978-3-11-018888-2
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Es gibt nicht viele Wörterbücher oder vergleichbar aufgebaute Werke der Psychiatrie, Klinischen Psychologie und Psychotherapie in deutscher Sprache, die sich allgemeiner Anerkennung erfreuen dürfen. Und diejenigen, die es gibt, ohne Zweifel verdienstvoll, sind in die Jahre gekommen und bräuchten eine Aktualisierung. Da ist eine frische Konkurrenz ganz im Sinne der Nutzer – und die werden immer mehr. Denn die „kranke Seele hat Konjunktur“, wie uns ständig neue Statistiken versichern, und zwar sowohl aus Krankenkassen-Daten als auch (z. T. repräsentativen) Erhebungen. So besteht ein wachsender Bedarf, und zwar nicht nur unter Fachleuten, sprich Ärzten jeglicher Disziplin, Psychologen, Sozialarbeitern, Pflegepersonal und zunehmend Verwaltungsfachleuten, sondern auch in der interessierten Allgemeinheit, deren Informationsbedürfnis, Lernfähigkeit und Niveau man nicht unterschätzen sollte (cave: Internet!).
Ein solches Opus im konstruktiven Sinne steht seit 2009 zur Verfügung. Und kommt vor allem aus einem renommierten Verlag, nämlich Walter de Gruyter, Berlin, mit dem Pschyrembel, den man nicht weiter erläutern muss, es hat ohnehin jeder eine der 261 Auflagen in Griffnähe.
Seit über 100 Jahren hat das Werk von Otto Dornblüth (1894) und Willibald Pschyrembel (1901 bis 1987) zahllosen Generationen die notwendigen Informationen vermittelt, unterstützt von einer ebenfalls fast nicht mehr überblickbaren Zahl von Wissenschaftlern aus allen Fachbereichen. Auch die Psychiatrie und ihre Grenzgebiete kam dabei nicht zu kurz.
Gemessen an rein psychiatrischen Wörterbüchern, insbesondere U. H. Peters: Lexikon Psychiatrie, Psychotherapie und Medizinische Psychologie, zuletzt 6. völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2007, war der spezielle Informations-Gewinn natürlich begrenzt. Das konnten unter verschiedenen Gesichtspunkten auch nicht die einfach extrahierten Sonderbände kompensieren. Jetzt aber ist dem Verlag ganz offensichtlich ein großer Wurf gelungen: Der Pschyrembel® für Psychiatrie, Klinische Psychologie und Psychotherapie in Ergänzung zu eigenständigen Wörterbüchern, z. B. für Naturheilkunde, Diabetologie, Pflege u. a.
Herausgekommen ist ein in der Tat fast 1000 Seiten starkes (die zu erwartenden Neuauflagen werden diese Marke sicher erreichen und später überschreiten) Informations-Werk, das in deutscher Sprache als einmalig bezeichnet werden kann: 9000 Stichworte, bearbeitet von über 150 Experten. Die Herausgeber, der Psychologie-Ordinarius Prof. Dr. J. Margraf und der Ärztliche Direktor der Psychiatrischen Klinik Prof. Dr. F. J. Müller-Spahn (?), beide Basel, unterstützt durch mehr als ein Dutzend renommierter Mit-Herausgeber, haben eine gute Synthese aus Bewährtem und Neuem gefunden. Es ist nicht nur die eindrucksvolle Masse an Informationen, es ist auch der Aufbau der einzelnen Themenkreise, beginnend terminologisch (vom griechischen und lateinischen bis zum englischen), definitorisch, klassifikatorisch, epidemiologisch, symptomatisch, ätiologisch, pathogenetisch, diagnostisch und differentialdiagnostisch, therapeutisch, rehabilitativ und präventiv. Das ist eine Aufgabe, die will geleistet sein – und ist gelungen.
Eine über hundertjährige Verlags-Tradition wurde fortgesetzt durch ein praxis-relevantes und damit für viele Bereiche nützliches, ja wichtiges Fach, dem – wie gesagt – die Zukunft gehören soll, was aber kein später Triumph, sondern eine schwere Aufgabe, wenn nicht gar Bürde werden dürfte.
Der Pschyrembel® für Psychiatrie, Klinische Psychologie und Psychotherapie wird bei der Bewältigung eine unverzichtbare Hilfe sein (VF).
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